Kulturbeutel #221

Was los itz?

Cirque de Loin im Brünnen Park bei Bethlehem, Mittwoch bis und mit Samstag um acht. Eine neue Tribüne im Zelt ist montiert und das Programm behauptet «L’HOMME N’EXISTE PAS». Eine wilde Jagd auf festgefahrene Rollenbilder in der Manege und dafür viel Körperspannung und aber Achtung – auch Nacktheit.

Die Initiation von Pal Action Performance am Donnerstag, 20:30, in der Prozess Bar hinten beim lautesten Strassentunnel der Stadt an der Bahnstrasse 44. Für alle, die sich mit dieser Gruppe an Performance-Künstler:innen gegen wahrgenommene Stille aus dem Schweizer Kunst- und Kulturbetrieb, und gegen den Krieg auf Palästina solidarisieren, selber aktiv werden, oder diskutieren wollen. Der Anlass steht allen Altersgruppen, Religionen, Nationalitäten, sexuellen Orientierungen und Genderidentitäten offen.

Zweimal Konzertluft mit Weihrauch Gold am Freitag. Die Floorbrothers aus Zuri spielen um 20:00 ihren Grunge-Indie bei Serge and Peppers im Plattenkeller an der Ratshausgasse. Danach gibt’s die Plattentaufe «TALKING TALKING» von Sam Snitchy, ehemals Melker, im Dachstock der Reitschule, unterstützt von Die Anstalt aus Berlin und Hirsute aus Lausanne.

Gaswerkfest ist am Samstag – vom Lichtspiel über die Zentrale, dem Kessel und bis hin zur kleinen Halle auf dem Werkareal, jetzt Anstadt. Das Programm schön aufgefächert hier. Achtung – auch Wolfer spielt. Konzerte um 19 Uhr.

Gegen allfällige Tristesse am Sonntag um 16:00 ins Rex, «STOP MAKING SENSE» läuft immer noch. Die Talking Heads in restauriertem Grossformat und gegen jeden einziehenden Koller.

In eigener Sache: clubliteratur x KSB am Donnerstag im SoSo. Mit Rhoda Davids Abel, Tommy Vercetti und dem KSB über Geld reden: Zwischen Unabhängigkeit und ewiger Lebensbewältigung, Krumen im Porte-Monnaie und Flausen im Kopf. Ist Lohnarbeit auch Arbeit? Und sowieso, what about care? Wir setzen uns auseinander, performativ, literarisch, theoretisch. Nachher auch musikalisch. Club: DJ4EVER16t33n & mysterioBro (fr3r0gam05). Doors 19:30 / Literatur 20:00 / Club: 23:00

Kulturbeutel #220

Notizen aus der Zukunft

Vielleicht das Konzert der Woche: Lord Kesseli & The Drums aus Sankt Gallen und Wolfer aus Bern treffen sich. Ein Schmerz plagt die Gitarren bis zum Aufheulen, und die Trommeln. Alles vermischt sich mit dem Weihrauch. Am Freitag im Dachstock, ab 21 Uhr.

Was folgt alles heute! zB Identität in einer postkolonialen migrantischen Gesellschaft? Vorpremiere von «Omen» mit dem belgisch-kongolesischen Regisseur und Rapper Baloji. Um 20 Uhr im Kino Rex 1.

zB Immer am Achten: Im Schwobhaus auf dem Donnerhügel. Mit Sounds von Irié und kongenialem Bilderwurf von Studio Mucho Gusto, ein audiovisuelles Live. Ab 19 Uhr, mit Bar.

zB Was ist eigentlich mit dem Vorplatz los, wie geht es ihm, woher weht der Wind? Zuhören lohnt sich: Megafon und hoer.vorplatz lassen den Vorplatz der Reitschule sprechen, also jene, die ihn frequentieren. Ab 19 Uhr vor den Toren der Reitschule.

zB Wer ein Generalabonnement hat oder etwas Geld auf der Höchen, die*der möge nach Zürich-Wollishofen fahren und sich Winkelmann/Popalls wahrscheinlich sehr gutes Stück «Hundsköpfige» im Fabriktheater der Roten anschauen. Heute, Freitag, am 14., 16. und 17. Mai um jeweils 20 Uhr.

Und Uqff: Das United Queerfeminist Festival nimmt sich die Grosse Halle der Reitschule. Forcefield und Töchter* haben sich das ausgedacht: Heute zum Netzwerktreffen gegen die alten Torhüter-Competition und ihre Schergen wohl, vor allem aber weil zusammen immer besser als allein — interessierte music friends, underground warriors and backstage workers melden sich hier. Um 17 Uhr gehts da los, im Anschluss After. Am Freitag dann grand Rave mit Töchter*: Emily Jeanne, Timnah und Namida.

In eigener Sache: Radio Bollwerk-Samstag mit Grillieren ab 15 Uhr — Heiko Hallumi und Radio Sur Le Pont inviten einen Weinbauer und seine Country-Plattensammlung, kuriose Freund:innen aus Genf als auch ein Paar starke Beine.

Kulturbeutel #219

Risotto zum Ersten Mai

Der beginnt heuer schon am 30. April, in einer obskuren Nische im Fischermätteli (manche meinen: die beste Boîte der Stadt) — heisst Axap Gula und lässt auch dienstags tanzen, Bamela Paywatch werfen Steine von den CDJs und trumpfen mit frisch gewaschenen Klamotten auf. «Bailefunk-Neo Perreo-Reggeaton-Bass». Bar ab 22 Uhr.

Natürlich empfehlen wir das Demonstrieren am 1. Mai sehr. Am Abend gern ins Rössli, wo Los Pepes aus England und Sex Organs aus Bern auflauern. Bern-Rosengarten 18:30, Konzerte ab 21 Uhr.

Oder enneda: Schade vom Bielersee, Egg Idiot im Leipziger Garageband-Format und O’Summer Vacation aus Kobe fragen sich, wo sie eigentlich gelandet sind, dazu gibts Risotto. Was zuerst war: Der Arbeiter:innenkampf oder das AI? Naja und jedenfalls, Bad Bonn, Mittwoch um 20 Uhr. Vereinet euch.

«Nicht das Ende der Arbeiterklasse beklagen, sondern ihren Widerstand feiern» — das Reitschulkino hat das filmische 1. Mai-Programm mit Louise-Michel, Factory To The Workers, Sorry To Bother You und Nae Pasaran. Freitag bis Sonntag zu verschiedenen Spielzeiten.

Verwegen Donnerstag: Das Trio Löwenzahnhonig (Mitteland) kommt. Rea (Jura) kommt. Heiko und Matto (Bern City) kommen. Pro specie rara oder ein entgleistes Urban Gardening-Geviert, wie immer kommen die Fragestellungen getarnt als Musik; gestutzte Blümchen, heilige Pflanzen und Neophyten den geschützten Domänen. Auf einzwei aufgespritzte Enzianlikör, am Donnerstag im Rössli, ab 21 Uhr.

Davor Geburtstag, Monbijou. Unser Lieblings splatz.space ist nun schon seit zwei Jahren ganz der Sache verschrieben. Oder sagt man den Sachen? Hinein, Monsieur Abendschein vom Verlag etk sperrt den Space auf und zaubert Dosenbiere aus der Campingtasche, die Calimochos spülen am Bordsteinstrand, hübsche Papiereditionen liegen auf. Donnerstag, Monbijoustrasse 69, ab 18:30.

Oh und ein Clubtipp: Casanora, Luz González und Frau Lou erkunden die obskuren Ecken der Turnhalle, Übertitel «Osmose», Subtext Bass, Indus, XP, Drone — it is gonna do you good. Im Progr am Freitag in die Nacht hinein.

Die Künstlerin Jeanne Spaeter überkam einmal die vielleicht gar nicht so verrückte Idee, herauszufinden, ob sich zwei zufällige Menschen per Vertrag lieben lernen könnten. Die Performance im Tojo letztes Jahr hatte für weitläufige Diskussionen gesorgt, jetzt kommt der Film: «Normal Love» von Yannick Mosimann – und in der Hauptrolle eben dieses Paar im Versuch. Mittwoch um 20:15, Sonntag um 20:30 Uhr im Kino Rex.

Vergessen Sie nicht das Tanzfest, am Mittwoch gehts los in der Grossen Halle.

Zum Schluss noch dies (irae): Big|Brave und Kee Avil aus Montréal sowie Aicher aus Kopenhagen malen den Himmel schwärzlich, der qualitative Überbau heisst End Hits. (Übrigens «Kee Avil, ich entsinne mich: An einen kalten Wintertag im Hamburger Hafen, vielleicht 2019? Es war auf einem angebundenden Schiff namens MS Stubnitz, knapp zehn Leute hörten zu und schwankten froh.») Im Dachstock am Montag, 20 Uhr.

Kluturbleute #218

«Ja wir sind süchtig nach Musik dafür müssen wir nicht die ganze Zeit Poulet reinfressen»

Ouais on adore: Staatseinde aus Utrecht, Lia Sells Fish nach der Metamorphose, Beni Severo von Radio Sur Le Pont, Alex Like von Portes Noires, alle eingeladen auf Geheiss der notorischen Gastgeber:innen Dactylolaund Baba Ereccan. Samstag ab 21 Uhr, «J’Adore» im Buffet Nord, find us dem Haschisch frönend, sich an dessen Dämpfen gütlich tuend und zu der Musik ab-schwankend. Vorverkauf lohnt sich rechnerisch.

Auch sehr liebenswert ist das dieswöchige Kairo-Programm. Gestern hat der ewige Eugene Chadbourne den Sessel dergestalt vorgewärmt, dass er zum Thron eingesackt ist. Heute kommen die psychedelisch inspirierten Daiistar aus Austin vorbei (it’s a Hush Hush ting) und am Freitag dann hopp auf eine bunte Darbietung im Zeichen des amerikanischen Weirdo-Ideals. Es heisst Attic Ted und kommt ebenfalls aus Texas daher, aus einem Estrich, «mit Masken und kuriosen Einfällen, mit richtig guten Songs und wirklich keinen bösen Absichten. Very easily said: It’s weirdo country carnival post punk art cabaret music». Heute und Freitag, jeweils 21 Uhr in ebendiesem Café Kairo.

In der Brusttasche ist ferner folgendes Flugblatt aufgetaucht, verfasst im schmierfinkigen Gestus einer ungewarteten Schreibmaschine:

ESPACE INCONNU
PRESENTE
SOIREE RAP
27. APRIL 2024
DOERFSTRASSE ?7/3473 ALECHENSTORF
OBAKE & ABSTRAL compost
de Lausanne
Apero 17.00 Diner 18.00
Shows 20.00
Aftre fire and Bar
AMOUR & ANARCHIE

In eigener Sache: Bar Regula heute Dienstag mit Besuch aus Paris. Dragon Du Poitou und eine von Haschschwaden und allzueindeutigen Mitteilungen befreite Dub-Idee. Dazu 1 Parent von Die Parents, dh die heimlifeisseste Ludothek der Stadt spielt wieder auf und ihr könnt was staunen. Wie immer gern aufgepeitscht vom Gratiskaffee, Ausstoss von Bar-Feelings und Anstoss neuer Friendships inkl. Ab 20 Uhr.

Kulturbeutel #217

Die gedankliche Thermik
selten so gut auf mittelhochdeutsch geträumt

Söhne / Väter / Männer in der Klimakatastrophe / Sollte Mann Kinder Wollen / wenn ja wie? Das fragen Antonio Luque und Malte Homfeldt als Duo Ovomaltonio. In einer 70-minütigen «multimedialen Musik-Performance» bringen sie ihre ungeborenen Kleinen ins Bett und gehen einer dringenden Frage auf den Grund. Tojo Reitschule von Mittwoch bis Samstag, jeweils 20:30 Uhr. Am Freitag ist davor grosser Internationaler Klimastreik, 18 Uhr auf dem Bundesplatz.

Was ist zwischen deinen Beinen / who cares / an untuned snare drum? Glasgow meldet 1) Comfort, ein explosives Geschwisterduo, wütend auf Trans-Hater und soziale Ungerechtigkeit + 2) Still House Plants, dazu wurden schon Tränen vergossen an der Kilbi, Fragillität ist als Gitarrenmusik möglich + Onkel Trillion Tapeman legt einen Teppich aus. Glauben Sie das und machen Sie sich auf in die Dampfzentrale am Samstag, 20 Uhr.

Plastikwellblech ist das Material der Stunde / es hat Patina nach nur 1 Nacht! Ein ganz normaler Rave Hard-Tec / Darc-Tek mit Lokier (Berlin), Katia Val (Paris), Rakita (Berlin), civic3mille b2b Hangarhausi (Bern). Grosse Halle am Samstag, ab 11pm.

everyday i count my blessings that i’m not you / berlo-losconi is dead aber Eugene Chadbourne ist zurück und macht was er kann: Beeinträchtigter Blues, beschädigte Hits, verbeult, versehrt sehrt gut. Montag im Café Kairo, zirka 20 Uhr.

+ der teifel campiert heute im Kino der Reitschule / clown.raw J Dullah im Dialog mit dem innersten satanic Hounddog evtl auf Klappstühlen sitzend 20:30 Uhr.

In eigener Gefahr: Nächste Bar Regula (OFFICIAL) diesen Freitag 19. Avril, Bands, Hard-Jazz-Honkey-Tonkey inmitten indüstriellem Cachet. Es kommt und geht. Ankeraktion now! Ab 20 Uhr plz bring your lonely friend go tell’em

Kulturbeutel #216

Leinenzerren muss nicht sein

Lassen, was gut ist. Und machen, wovon man selber noch nicht genau weiss. Ein polykulinarisches Kuriosum für die Länggasse, hört man: Die altehrwürdige Metzgerei Lehmann ist jetzt ein Saftladen. Aber nicht nur. Eröffnung heute Abend, in der Folge dann jeweils Dienstag-Samstag von 9 Uhr bis es halt fertig ist. Meze, Pizza, Wein, Socialism? Offene Fragen lohnen den Besuch. Mindestens bei www.lehmanns.xyz

Und zur Musik: Mica und Julian, Levi und Sartorius — nichts zu erklären. «Schroff, zart, hässlich, wundervoll». Und MinReCuliao sind auch da, mischen Sachen auf. Mittwochabend im Best Bonn, 20 Uhr.

Das Buffet Nord in Bethlehem empfängt am Donnerstag den Songwriter Joe Volk. Man erinnert sich, es war Corona auf einer städtischen Parkbank: «Weisst du, in zwanzig Jahren oder mehr wird vielleicht jemand über diese Platte stolpern, irgendwo im Internet oder auf einem Flohmarkt. Vielleicht wird er sich denken: Fuck, da hatte jemand etwas zu erzählen. Oder sie wird sich denken: Irgendwie hat das mit Dringlichkeit zu tun, da musste jemand etwas erzählen. Sie und er werden deine Obsession verstehen, mehr kannst du dir davon nicht erhoffen.» Vielleicht sind seither zwanzig Jahre schon vergangen. Donnerstag um 19:30 Uhr in concert.

Immergern Painless Listening im Prozess Ausserholligen, dh ausgesuchte Musiken, leise Sohlen und die Kissen. Es gibt zu hören von den Selectors Apinti und Jauss. Freitag ab 20 Uhr.

Und für alle, die den Sonntag im Regula schleifen lassen mussten: Hier zweite Chance auf die geradezu fucking brillant-en Giulio Erasmus und ihre äusserst konzise, informierte und erst noch kollektiv getragene Post-Dub-Idee. Second Attempt — auch dabei sind Animal Joy Club aus Paris, heute Abend im denkbar besten Nachbarskaff um 20 Uhr in der Eldorado Bar Biel.

Am Samstag evtl Dayrave, je nach Wetter, je nach Wind zu hören in der Mitte der Monbijoubrücke, von aareaufwärts her ganz lüpfig donnernd. Find your ways.

Dans la métissage vom eigenen Kreis: Der rasende Graphic Designer Bollo Mollo zeigt eine Auswahl seiner besten Plakate, dazu gibts Musik von der DJ-Kanzel mit Uede Suavé, Stronglegs & Drugic, ein Donnerstagabend im Soso. Ferner: Schwab ist weiter lustig unterwegs mit Roy & The Devil’s Motorcycle«Wasser auf der Rockautobahn und trotzdem den Teufel rechts überholen». Donnerstag im Bad Bonn gemeinsam mit den grandiosen Augenwasser, Freitag dann im Atomic Café Biel.

Kulturbeutel #215

Wir grüssen alle, die uns kennen!

Dass vordergründig fast technokratische Zugänge zu schönem Flimmern führen, weiss Alphatronic. Er bastelt und synthetisiert schon seit Dekaden, nachts träume er von den Hüllkurven auf dem Weg zum heiligen Capacitor. Zu feiern gibts den vierten Teil seiner auf Everest bestens aufgehobenen EP-Serie. Auch da: Black Box Bricolage. Am Donnerstag ab 20 Uhr im ausgesuchten Interieur des Buffet Nord.

Bereits zum dritten Mal findet ebenfalls an der Fellerstrasse der Vinyl Flohmi statt. Genau das: Zweithand-Schallplatten zu verschiedenen Zuständen, Formaten und Preisen, man wühle, fühle und versenke den Taglohn für Flaches und Flüssiges. Begleitender Barbetrieb. Samstag, 11 bis 16 Uhr.

Pussy Riot kommen im Dachstock vorbei. Und lassen hoffentlich mindestens ein gesprühtes Zeichen da. Samstag ab 21 Uhr.

«Und so folgen auf erste Unsauberkeiten schon bald alle möglichen Formen des Betrugs.» Der gesunde Menschenversand ist zu Gast im Tojo. Béla Rothenbühler zelebriert mit «Polifon Pervers» den Schelmenroman auf Lozärnerdütsch, Stefan «Rotchopf» Schönholzer steht ihm, selbst ganz Gauner, gerne bei. Am Samstag um 20:30 Uhr.

Weiterhin auf produktiven Abwegen: Marathon-Weirdo-Ex-Clown Johannes Dullin, mittlerweile in der achten Abart. Heraus also zum «Fürst der Langeweile» ins Reitschulkino, bereits heute um 20:30 Uhr.

In eigener Sache: Nach dem Wechselbad zurück. Die nächste Bar Regula findet am Sonntagabend statt. Es spielen auf Bourdon Mobile (Put on the washing machine!) aus Toulouse und Giulio Erasmus (in Band), dh best of Brussels mit Manchester-Akzent. Bar läuft, Füür brännt, Kaffee gratis. 20 Uhr.

Kulturbeutel #214

ADHD

Weiterhin Rössligeburtstag! Heute mit Spitzlichtern auf der Ecke «zuviel Talent, zu wenig Kohle. Und durch den Boden meines Renault Kangoo sehe ich auf die nackte Autobahn» — oder ein Dienstagsprogramm wie firsch gepflückte Meertrauben, sind schon Wein. Mit Bueno White aus Brüssel. Bueno? Das ist vielleicht TG Gondards avatar vaporeux, melodieux im halbtrockenen Schlamm. Pinot bianco. Danach geht der Le Renard aus Strassbourg um, er möchte etwas reissen, hat er doch die schönsten Zähne Ostfrankreichs. «Das Versenken von Resthoffnungen auf heile Welten». Und im Abgang nichtzuletzt Die Fermentierten, womöglich die landläufig beste Kreuzung aus Jazzkönnen und Metallieben, Endstufe Endstufe, avanti und frei. All das und heilende Getränke heute ab 20 Uhr im Rössli der Reit. An gleicher Stätte übrigens, ebenfalls aus Geburtstagesgründen: Die erstaunliche Band Ratc aus Bern, dannach droht der heillose Abschlusswahnsinn dieser Festivitäten. Donnerstag ab 20 Uhr bis nächsten Morgndasdfadf um 11 Uhr.

Dass Heilung ein problematisches Wort sein kann, weiss Dimitri Grünig. Er liest aus seinem Buch «Aber schwul bin ich immer noch» (Edition Clandestin), das sich mit Homosexualität und Glaube beschäftigt — und einem nicht allzu fernen, zum Beispiel evangelikalen Milieu, in dem auch heute noch sogenannte Konversionstherapien durchgeführt werden. Im Anschluss auf ein Wort mit Roland Weber, der selbst einmal versucht hat, «sein Schwulsein zu ‹heilen›», seine Homosexualität aber heute als evangelikaler Christ selbstbewusst leben möchte. Leuchtende Graustufen auf der Regenbogenfahne. Morgen Mittwoch ab 19 Uhr bei Queer Books an der Herrengasse 30. Begleitend dazu empfehlen wir die Lektüre dieses Gedichts. Is it cold in the water.

Dune ist überall. Auch im Kopf von Alejandro Jodorowsky hat Frank Herberts Sci-Fi-Stoff gewuchert, ein angeblich telefonbuchdickes Skript soll davon zeugen. Realisiert wurde der Film dann nie. Dokumentarisch aufgearbeitet hat diese wunderbar unvollendete Geschichte der Filmer Frank Pavich, dessen «Jodorowsky’s Dune» von 2013 am Mittwoch wieder auf der Leinwand zu sehen ist. Kino Lichtspiel, 20 Uhr.

Das Musikbüro Hush Hush beschert uns die Band Haze’Evot הזאבות aus Israel, wir hören emanzipatorische Ideale (auch) auf hebräisch, hören die schlechtgelaunten Gitarren auf aufgekratzten Punkrockdiscobeats schleifen. Kurz anhalten, aushalten und ein Grüppchen Verstärker:innen auf 9 drehen lassen. Donnerstag ab 21 Uhr im Café Kairo.

Etwa zur gleichen Zeit, irgendwo, vermutlich im Dunkeln: Stuber & Goalie haben ein Tape, sie feiern das. Mehr Infos in den Büschen, auf den Strassen, zwischen den Gleisen — Verlorenheit und Aufgehobensein in Bern City. Los eifach zue.

Am Bollwerk so: Kalte Wellen Spezial im Soso. Plague Pits aus Bern und Isolationsgemeinschaft aus Ouest-Berlin bieten Paroli, auch Kellerasseln machen das. «Cold wave for a heating planet.» Was können uns die Achtzigerjahre heute noch? Donnerstag ab 21 Uhr im Space, Freitag Samstag Sonntag dann R3SiiD3 Festival im Kapitel, ein Hoch auf die Kontinuitäten im Untergrund. All nights.

Undundund. Es lohnt sich auch ein Blick auf die Fahrpläne zum Beispiel in der Dampfzentrale, im Dachstock oder was bei Bee-Flat diese Woche so geht.

Schliesslich aus den eigenen Garderoben: Eine Lesempfehlung. Die aktuelle Ausgabe des «Wobei», Beilage der Wochenzeitung, fragt erfrischend untheoretisch nach einer vielstimmigen und zeitgenössischen Praxis der Liebesbeziehung. Achtzehn Menschen erzählen, wie sie lieben. Aufgezeichnet haben das David Hunziker, Caroline Baur, Lukas Tobler und Alice Galizia. Heft-Vernissage am Donnerstag ab 19 Uhr bei Paranoia City in Zürich, inklusive Lovesongs live. Andere Prosa derweil im ISC: Roy And The Devil’s Motorcycle rollen gerade so schnell, dass der Töff noch im Blei steht, Schwab tut mit. Danach Reduktion auf die nötigsten Dekorationen mit The Devils, sie kommen aus diesem verfluchten Napoli. Weiss es der Teufel, am Donnerstag ab 20:30 Uhr an der Neubrückstrasse 10, unten.

Kulturbeutel #213

Danke — es geht weiter

Das Palace in St. Gallen hat Jubiläum! Es macht wie das Rössli vor zehn Jahren. Hundert Stunden Offenheit bei einem Programm ohne Abriss: Deli Girls, Julian Sartorius, Schlafmusik mit Heller und Mösch, begleitetes Putzen, Jazzkeller mit Wolfman und Filme! Denn das Palace ist ja auch: hundert Jahre schönster Kinosaal. Von Mittwoch bis Sonntag am anderen Ende des Mittellands.

Und auch das Rössli feiert, hier sind es fünfzehn Jahre: Zum Beispiel mit einer Ehemaligen-Bar, the Return of Simon J. Frank, einem Hiphop-Showcase von Forcefield — und den Sous Le Pont-All Stars am DJ-Pult. Samstag, ab 18 Uhr.

Heute schon, «listening and forget about the most»: Richard Michael Dawson aus Newcastle ist zu Gast im Bad Bonn. Höchste Empfehlungsstufe für alle Folk-Freund:innen mit Lust auf die elaborierte Schiefe. Sehr sehr oft gehört haben wir dieses Holzsack-Stück. Davor und danach liest Bieribeard aus den Liedern aus. Mittwoch, 21 Uhr. (Und si jamais: Donnerstag im Palace oben.)

Ferner: Auf eine weitere Runde Garage in der Cafete mit Broken Bridge aus Genf und Giant Moa aus Bern. Samstag, 21:30 Uhr. Alternativ dazu oder allenfalls passend davor, vom feinen Ende her aufgedröselt: Die liebe Paquita Maria aus dem Jura, wie sie zusammen mit François Colléaux aus den «chansons peu communes» spielt. Samstagabend in der Bar Parterre, Hellerstrasse 1.

Nicht zu vergessen, dass Wayne Shorter ein grossartiger Saxer war.

Aus den eigenen Reihen: Urs hat für Norient ein Radio-Feature geschnitten. Es geht ums Kuratieren oder: wenn die Künstliche Intelligenz aufgibt vor lauter kollektiver Ideen. Mit Beiträgen von Palinstar, Duex Fontana, Dany Digler, Dr. Marzia Varutti, Laurence Wagner und Miro Caltagirone. Hörzeit: Zirka ein Risottokochen bei ebenfalls höchster Empfehlungsstufe. Hier direkt.

Kulturbeutel #212

Post von Benedikt Reising, Jazzwerkstatt:

«Diese Woche ist Fomo im Endstadium, alle machen was, am besten mensch bleibt daheim und schaut Atlanta … Ansonsten empfehle ich heute die Jazzwerkstatt-Eröffnung im Kino Rex mit Gletschern, die schmelzen und Ramon Landolt. Am Donnerstag Cocon Javel im Wellenbad der Gefühle in der Ka-We-De, einem von zwei meiner Lieblingsfestivals diese Woche und immerdar…. Am Freitag das Trio Trëi am steilen Freitag in der Heitere Fahne und gleich danach zur neuen Band von Naomi Mabanda Nein Action in den Progr. Oder aber ins Ono, Vortrag und Konzert mit Yalda Yazdani und Samin Ghorbani: «Music between creativity and censorship – female singers in post revolutionary Iran». Ab Samstag dann zwischen Ka-We-De, Progr und Wochenmarkt pendeln, bitte genügend Gemüse essen, ist wichtig.»

Ausserdem — oder wem die Stadt zu bunt, zu viel, zu unübersichtlich: Plattentaufe der grossen Superschurken aus Biel, ebenda. Mit ihnen die legendæren Roy And The Devil’s Motorcycle als auch Reverend Deadeye und Nicotin Sue. Coupole, Freitag ab 22 Uhr.